Need for Speed: Shift [360]
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(+) zunächst frischer Wind im NfS-Universum
(+) Fahrverhalten und Steuerung der Wagen ganz gut an eigene Vorlieben anpassbar
(+) detaillierte Wagenmodelle
(+) läuft endlich mal richtig flüssig
(+) Bis zu 16 Autos auf einmal auf der Strecke
(+) tolles Geschwindigkeitsgefühl
(+) besonders intensives Fahrerlebnis in den sorgfältig modellierten Cockpits
(+) Gegner-KI wirkt dynamischer als sonst
(+) ordentliche Motorgeräusche
(+) viele Ingame-Achievements, die motivieren
(+) süchtig machendes "Kurven meistern"
(+) großer lizenzierter Fuhrpark mit richtig edlen Luxusautos
(+) wenigstens leichtes Schadensmodell
(+) Punkte sammeln durch aggressive und präzise Fahrweise
(-) Drift-Modus wurde mit der übersensiblen Steuerung völlig verhunzt
(-) zu wenig Abwechslung im Karriere-Modus
(-) die finale Kampagnenstufe wird viel zu schnell freigeschaltet
(-) unausbalancierter Schwierigkeitsgrad
(-) settingbedingt fast nur typische Rennstrecken mit wenig Details im Hintergrund
(-) Musik nur beim Driften und zwischend den Rennen und die ist auch noch mäßig
(-) keine Nachtrennen, keine Wettereinflüsse wie Regen
(-) abgespecktes optisches und technisches Tuning
(-) auf einigen Strecken verliert man abseits der Fahrbahn völlig den Grip, was nervt
(-) keine Story oder zumindest ein etwas größerer Aufhänger für die Kampagne fehlt
Fazit: Nach "Need for Speed: Undercover" (das ich wie seine beiden Vorgänger erstmal übersprungen habe, hehe) wollte man bei EA weg von den coolen Untergrundrasereien und mal was ganz Neues für die Reihe ausprobieren. Also hat man sich die Macher von "GTR" geholt und ein relativ ernstes Racinggame gebastelt. In "Shift" seid ihr fast ausschließlich auf altbekannten und -ehrwürdigen Rennstrecken wie Donington, Silverstone, Brands Hatch und Co. unterwegs. Auch das Fahrverhalten der vielen schönen Autos kann man auf Wunsch ziemlich simulationslastig einstellen. Auf Profisettings muss man höllisch aufpassen, dass einem etwa eine hochgezüchtete Dodge Viper nicht in der erstbesten Kurve ausbricht und brutal wegrutscht. Weil ich nicht wirklich Lust auf eine Rennsimulation hatte und mit der Marke "Need for Speed" eher unkomplizierten Fahrspaß verbinde, habe ich die Einstellungen auf "Normal" gesetzt. Hier fährt es sich um einiges flotter, man hat aber auch nicht wie im Hobby-Modus das zweifelhafte Vergnügen, dass die Autos vor jeder Kurve vollautomatisch bremsen, was wohl nur Redakteure der ComputerBild Spiele nutzen würden. Mir machte es auf "Normal" jedenfalls viel Freude.
Bei den Karren ist jedenfalls alles dabei, was Rang und Namen hat: Lamborghini, Porsche, Chevrolet, um nur einige Hersteller zu nennen. Besonders in der Cockpit-Perspektive hat man ein wunderbares Gefühl für die Wagen und ganz nett ist auch, dass nach heftigen Kollisionen die Sicht des Fahrers kurz verschwimmt und der Sound dumpf wird. Das soll verhindern, dass man die Konkurrenz oder die Bande als Prellbock nimmt. Die Grafik der Autos ist hervorragend gelungen und bei "Need for Speed", das ja auch eine schlimme Ruckelphase durchgemacht hatte, muss man noch dazu erwähnen, dass das Spiel jederzeit absolut flüssig läuft. Selbst wenn viele Autos auf der Piste unterwegs sind und das sogar noch auf der Xbox 360, auf der man grafisch keine nennenswerten Abstriche zum PC machen muss. Die Gegner sind auch nicht mehr ganz so pulkig unterwegs, wie man das sonst so kannte. Oft habe ich beobachtet, dass sich so manch einer von den CPU-Kollegen ein wenig überschätzt hatte und mit heftig quietschen Reifen von der Rennstrecke flog. Solche Szenen lassen die Rennen gelegentlich sehr dynamisch wirken.
Die Karriere ist so aufgebaut, dass man die Auswahl aus einer Vielzahl von Events hat und durch das Sammeln von Sternen neue Stufen freischaltet. In der Regel läuft das bei einem normalen Rennen so ab, dass man für den ersten Platz drei Sterne bekommt. Dann bekommt man welche für das Anhäufen einer bestimmten Zahl von Punkten. Durch aggressives (Gegner anrempeln, drehen, unsauber überholen...) und präzises Fahren (Kurven auf der Ideallinie durchfahren, sauber überholen, keine Kollisionen) sammelt man diese Punkte. Nach einer gewissen Anzahl von Punkten wiederum steigt man im Fahrerlevel auf, wodurch man Spezialevents freischaltet sowie Geld, Lackierungen und Spezialautos gewinnt. Das geht bis Level 50; momentan bin ich Level 43 und will es noch bis zum Maximum schaffen. Einen sechsten Stern gibt es dann meist noch für besondere Aktionen, z.B. das Führen auf einer kompletten Runde oder das Drehen von vier Gegnern. 280 Sterne reichen um die Berechtigung für die finale "Need for Speed World Tour" zu bekommen, was sehr niedrig angesetzt ist. Ich habe noch einige Challenges offen und bin schon fast bei 1000 eingesammelten Sternen. Wer also lediglich darauf auf ist, das Spielziel zu erreichen, kann exorbitant viele Events ignorieren.
Insgesamt wirkt die Kampagne, obwohl sie auf den ersten Blick ziemlich überschaubar aussieht, sehr in die Länge gezogen. Immer wieder die selben Strecken, die naturbedingt nach einigen Malen etwas anöden; es sind halt keine exotischen Pisten, sondern spröde Rennstrecken, auf denen links und rechts nicht allzu viel los ist. Die zwei Stadtkurse in London und Tokio sehen sehr gut aus, entzaubern sich aber schnell als zu kurz und zu oft eingesetzt und dann kennt man sie in- und auswendig. Und immer wieder die selben Spielmodi. Es gibt normale Rennen; Zeitrennen (derjenige, der die schnellste Runde hinlegt, gewinnt), Wagenduelle und den Drift-Modus. Zunächst ist der Schwierigkeitsgrad zwischen diesen Modi schlecht ausbalanciert. Ständig musste ich zwischen "Leicht", "Normal" und "Schwer" hin- und herwechseln, um nicht vor Langeweile einzuschlafen oder vor Frust das Gamepad in die Ecke zu werfen. Wagenduelle sind selbst auf "Leicht" nicht ganz einfach, gewöhnliche Rennen hingegen können sich auch schon mal auf "Schwer" wie von selbst spielen. Eine absolute Enttäuschung ist der Driftmodus. War er in "Underground"-Zeiten noch mein Lieblingsmodus, ist er in "Shift" nur noch ein aufgesetzter Part, der von einer absolut zickigen Steuerung kaputt programmiert wurde. Einige Autos brechen vom simplen Geradeausfahren schon aus, in den Kurven war das ein einziges, verkrampftes Gerutsche, das ich bis zum Schluss nicht beherrschte. War das schön, als man in Bayview superelegante, lange Drifts auf die Fahrbahn zaubern konnte. In "Shift" war ich froh, wenn ich mal in einer Kurve nicht von der Fahrbahn flog...
Ein paar andere Spielmodi wie den Zeit-Eliminator die "Heiße Runde" findet man nur in den Einladungsevents, die man wie gesagt für das Hochleveln des Fahrerprofils unlockt. Hätte man besser in die eigentliche Kampagne mit reinintegrieren sollen, denn man kann nicht verhehlen, dass es einfach insgesamt nach einiger Zeit öde wird.
Wo ich gerade an "Underground" zurückdenke, denke ich auch an Nacht und Regen. Gibt's in "Shift" beides nicht, man kann nur statt Mittagssonne eine Morgen- oder Abenddämmerung auswählen, was lediglich einen anders gefärbten Himmel zur Folge hat. Das Tuning ist auch eher unspektakulär: Man kauft halt desinteressiert alle verfübaren Upgrades, macht zum Schluss noch einen Werksumbau (kommt einem besonders guten Upgrade gleich) und hat sonst keinen weiteren Einfluss auf die Fahrzeugteile. Dann kann man die Haube noch mit Vinyls vollklatschen.
Zusammengefasst beginnt das Spiel also sehr stark und wirkt dank des krassen Stilwechsels sehr frisch, verliert dann aber zusehends an Spannung. Wenn ich mir nicht selbst noch immer ein paar Ziele gesetzt hätte, u.a. das Erreichen der Ingame-Achievements, wäre mir gegen Ende wahrscheinlich sehr langweilig gewesen. So ging es halt noch, auch weil die Rennen mal ganz isoliert betrachtet ja durchaus Spaß machen. Man muss sich aber schlussendlich auch fragen: Ist das hier noch "Need for Speed"? Ich finde nicht.
Hier gibt es demnächst wieder eine aufregende Signatur zu sehen.