So, ich hole den Thread nochmal nach oben, weil mir zwei weitere Perlen eingefallen sind, die hierzulande vermutlich kein Mensch kennt. Den Anfang macht:
KING OF DRAGON PASS
Das Spiel erschien im Jahre 1999 von bei dem unbekannten amerikanischen Label A-Sharp und wurde in Deutschland von den großen Zeitschriften, wie könnte es anders sein, kaum zur Kenntnis bekommen oder aber mit Wertungen im unteren Bereich der Spielspaßskala abgestraft. Natürlich weil es sehr minimalistisch hinsichtlich der Grafik, des Sounds, kurzum der gesamten Präsentation daherkommt. Unter der unscheinbaren Fassade schlummert jedoch ein Strategie/RPG Hybrid, - mehr rundenbasierte Strategie mit RPG Elementen, - der den Spieler in die Rolle eines Stammesführers der Fantasiewelt Glorantha versetzt (dem Runequest Universum, eher bekannt durch P&P Rollenspiele).
Zeitlich spielt KoDP nach dem Drachentöterkrieg. Der Stamm des Spielers und einige AI gesteuerte Spieler haben sich im Land des Drachenpasses niedergelassen, um das fruchtbare aber nach dem Krieg verlassene Land urbar zu machen. Das Spielziel ist es der König von Dragon Pass zu werden und die verschiedenen Stämme unter einer Führung zu vereinen. Zu diesem Zweck kann mit den anderen Stämme Krieg geführt, mit Waren gehandelt oder diplomatische Beziehungen geknüpft werden - ganz die Elemente die man auch aus Titeln wie Civilization z.B. kennt. Ein wichtigen Einfluss auf den Erfolg des Spielers hat die Magie sowie die Gesonnenheit der Götter in KoDP. Die Gottheiten entstammen auch alle dem Glorantha Universum und wie bei den alten Griechen und Römern gibt es für jede Tugend, jedes Handwerk usw. eine eigene Gottheit, mit der man sich, je nach Spielziel und Vorhaben, gut stellen sollte. Opfer können dargebracht, Tempel und Schreine gebaut werden, um schließlich bei der Ernte oder im magischen Beistand zu erhalten.
Das Spiel läuft rundenbasiert ab, wobei ein Spielzug einer Jahreszeit bzw. Phase entspricht, die auf die Namen Sea, Fire, Earth, Dark, Storm und Sacred hören und weitgehd mit den uns bekannten Jahreszeiten korrespondieren. Je nach Phase sollte man auch seine Aktionen planen und koordinieren, denn wer im Fürhling oder Sommer beginnt Krieg gegen benachbarte Stämme zu führen, dem fehlt die personelle Manneskraft für die Ernte, so dass die Nahrungsmittelversorgung knapp werden kann. In diesem Teil des Spiels ist KoDP ein vielfältiges Resourcenmanagment und Strategiespiel. Knüpft man Freundschaftsbande mit seinen Nachbarn oder vertreibt sie gleich mit Waffengewalt aus dem Land? Huldigen wir lieber dem Gott des Krieges, um im Falle eines Angriffs vorbereitet zu sein? Oder doch lieber der Göttin der Fruchtbarkeit, um eine goldene Ernte zu erhalten. Rat erhält man in jeder Phase durch einen Elder Ring, einem Beraterstab bestehend aus sechs Personen, die nach ihrer Profession und Gesinnung den Spieler mit Ratschlägen versorgen, an die man sich halten mag, oder eben auch nicht.
Die RPG-Elemente zieht das Spiel aus den über 500 verschiedenen Zufallsereignissen, mit denen der Spieler konfrontiert werden kann. Jede Entscheidung wirkt sich auf den weiteren Verlauf aus, und kann sogar eine Serie von Events einleiten. Neben diesen zufälligen Begebenheiten muss der Spieler Heldentaten (Heroquests) erfüllen, um König vom Drachenpass zu werden.
Es ist einfach zuviel, das man in KoDP tun kann, um es in diese kurze Besprechung zu packen und der Tiefe des Spiels nur ansatzweise gerecht zu werden. Im jedem Fall hat man hier ein sehr gutes Spiel vor sich, auf das man sich aber auch einlassen muss. Der Einstieg wird durch das Tutorial nicht gerade erleichtert, gerade am Anfang ist man überfordert mit den Entscheidungen und Möglichkeiten die man hat, weshalb das Spiel gerade für ungeduldige Naturen am Beginn zur Geduldsprobe werden kann. Es empfiehlt sich daher auf jeden Fall das Handbuch durchzuarbeiten, das nicht nur Einblick in das GLorantha Universum gewährt, sondern auch ein paar Spieltipps auf Lager hat. Manch einen mag auch die Grafik abschrecken, die zum größten Teil aus schön gezeichneten Standbildern besteht, aber ohne jegliche Animationen auskommt !! Der Sound ist auch nicht wirklich das gelbe vom Ei, zumindest für mich nicht, der nicht auf keltische Volksmusik steht (sorry, keine Ahnung wie ich das besser beschreiben könnte, aber für mich als Laien hört sich das so an
)
Leider ist es in Deutschland recht schwierig an KoDP ranzukommen. Über die Homepage von A-Sharp kann man das Spiel immer noch für ca. 25$ bestellen, ab und zu wird man auch auf ebay.com fündig. Ich bin jedenfalls froh damals auf das Spiel aufmerksam geworden zu sein und mir es auch tatsächlich, vertrauend auf die Rezensionen, bestellt zu haben.
Abschließend noch einige weiterführende Links:
Review auf RPG.net
Offizielle A-Sharp Seite
Review auf golem.de
Bei Gelegenheit werde ich dann auf ein Spiel vom letzten Jahr eingehen: Space Rangers 2, ein 4X Space-Sim eines russischen Entwicklers im Stile von Master of Orion 2 - auch hier mit leichten RPG Anleihen.
Und die Flugzeuge sind auch ziemlich lächerlich und nehmen jede Flak auf dem Weg mit.
). Dagegen fehlen die eigene Aufstellung der Truppen und die Ausbaubaren Stäfte und die vielen schönen neutralen Verstecke auf den Karten.
