The Whispered World - Special Edition [PC]
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(+) Adventure mit wunderschön gezeichneten Parallax-Scrolling-2D-Hintergründen
(+) melancholischer Clown Sadwick als Held: mal was anderes!
(+) Raupe Spot ist eine witzige Begleitung und durch Formwandlung für weitere Rätsel gut
(+) berührende Storyline mit einem überraschenden Ende
(+) die allermeisten Rätsel sind durch Nachdenken durchaus lösbar
(+) Steuerung übernimmt die wichtigsten Genrekonventionen (Hotspotanzeige etwa)
(+) zu Beginn kann man quasi alles mit allem kombinieren und es gibt immer wieder neue Kommentare
(+) Synchronstimme erst gewöhnungsbedürftig, erweist sich dann aber wie alle anderen als passend
(+) lustige Dialoge mit wenigen, aber skurillen Charakteren
(+) schöne, die trübsinnige Stimmung unterstreichende Musik
(+) Special Edition bietet optionalen Entwicklerkommentar
(-) nur 1024x768 Pixel, kein Breitbildmodus, eher ruckelige als flüssige Animationen
(-) Minigames abseits der Kombinationsrätsel sind teilweise nervig, können aber übersprungen werden
(-) Sadwick kann nicht rennen, Inventar muss bei mehr als 9 Gegenständen gescrollt werden, zwei Klicks für Aktionen nötig
(-) Finale gaukelt Entscheidung zwischen zwei Schicksalen vor, man hat aber nicht die Wahl
Fazit: An dieses Adventure hatte ich hohe Erwartungen, transportierten die Bilder und Videos, die man in Zeitschriften und im Netz damals so sah, doch eine einzigartige melancholische Stimmung mit einem Clown als Helden, was ja eigentlich ein totaler Gegensatz ist. Enttäuscht wurde ich nicht! Die herbstlichen Landschaften und die etwas schwermütige Musik passen perfekt zu Sadwick, der von sich selbst kaum was hält und der Meinung ist, er macht ja doch nur alles kaputt. Seine Kommentare erinnerten mich stark an einige Wiesenpostings, die Rumple hier zum Besten gegeben hat. Was Rumple allerdings nicht hat: Eine Raupe als ständigen Begeiter. Diese hört auf den Namen Spot und kann nach und nach fünf unterschiedliche Formen annehmen; sich z.B. aufblasen, Feuer fangen oder platt wie eine Flunder machen. Damit konnte Daedalic einige Rätsel richtig aufwerten; es gibt sogar eine kurze Stelle im Spiel, in der man ausschließlich Spot steuert und die macht verdammt Spaß. Kleines Beispiel für den Spot-Einsatz: An einem Zug hängt eine Wegfahrsperre, die Sadwick allein nicht aufbekommt. Also wickelt er Spot im platten Modus um die Sicherung und verwandelt ihn dann in die Kugelform, womit er das Schloss aufsprengt.
Im Spiel gibt es nicht nur im Großen und Ganzen nachvollziehbare "Benutze dies mit jenem"-Rätsel, es gibt etwa vier, fünf Stellen, die von den Entwicklern vorsichtig Minigames genannt werden. Einmal muss das
Damenproblem auf einem 8x8 Felder großen Schachbrett lösen. Ich habe es auf einem Blatt Papier in etwa 10 Varianten ausprobiert, bin aber nicht auf die Lösung gekommen und musste es daher googlen. Ich weiß auch jetzt nicht, wie man das Ding ohne "Trial & Error"-Prinzip sonst zu Hause lösen kann. Auf die Lösung des Uhrenrätsels bin ich alleine auch nicht gekommen, dafür war das Schiebepuzzle und das Röhrenrätsel recht einfach. Zum Schluss gibt es dann noch ein Rätsel, in dem man Planeten richtig zuordnen muss - das dürfte für jeden machbar sein, der schon mal ein paar
Logicals gelöst hat - allerdings sind die Farben der Planeten irritierenderweise nicht ganz eindeutig gewesen. Kann man aber trotzdem schaffen!
Wichtig für ein Adventure sind immer die Charaktere und deren Stimmen: Hier kann "The Whispered World" punkten, wenngleich es gar nicht mal soviele Charaktere sind, deren Weg Sadwick kreuzt. Vielleicht auch gar nicht so schlecht, denn die Gespräche sind tendenziell eher länger als kurz gehalten. Die Stimme von Sadwick fand ich erst ungewohnt hoch und weinerlich; es wird dann aber schnell klar, dass sie in dieser Form sehr gut funktioniert. Wie gut das Spiel übrigens funktioniert hätte, wäre es in Full HD und im Breitbildformat gezeichnet worden - hier verschenkt es leider ein bisschen was und dadurch, dass die Animationen ziemlich ruckelig wirken, merkt man auch schnell, dass es aus dem Geldhahn der Entwickler nicht unerlässlich sprudelte. Trotzdem möchte ich noch mal betonen: Da ist wohl nur noch "The Curse of Monkey Island", das stimmigere 2D-Hintergründe hat.
Als Adventurefan sollte man "The Whispered World" tunlichst nicht unbeachtet lassen. Die Special Edition bietet einen manchmal ganz interessanten Entwickler-Audio-Kommentar, den man ingame dazu schalten kann; den Soundtrack, die Aufkleber und das Poster aus der Retailversion hat mir Steam leider nicht nach Hause geliefert. Nach dem Abspann läuft ein Teaser zu "Silence - The Whispered World 2". Aus dem Renderfilmchen lässt sich schlecht was schließen, der Stil wirkt jedoch völlig anders (was nach dem überraschenden Ende nur logisch ist) und ich bin gespannt, ob man auch im zweiten Teil wieder so eine stimmige Atmosphäre auf den Schirm zaubern kann.
Hier gibt es demnächst wieder eine aufregende Signatur zu sehen.