Assassin's Creed - Odyssey
- System: Playstation 4 Pro
- Schwierigkeitsgrad: Schwer
- Charakter: Kassandra
- Spielzeit: 80 h
Kurzfassung für Eilige:
Wer keinen Spaß am Vorgänger hatte (AC Origins) und mit Spielen mit großer Open-World und damit verbundenen Vor- und Nachteilen nix anfangen kann, braucht nicht weiterzulesen.
Wie fande ich es denn:
Wenn mich ein Spiel für die unfassbare Spielzeit von 80 h über 3 Monate immer und immer wieder vor den Bildschirm zerrt und zu teilweise sehr langen Sessions motiviert, dann muss es einiges sehr gut machen, die mehr als nur für die vorhandenen Schwächen kompensieren bzw. für die entschädigen.
Mal kurz zum Setting: ihr Spiel wahlweise Alexios oder Kassandra im alten, ganz alten Griechenland. Ohne Assassinen ode Templer. Nämlich zur Zeit des Peloponnesischer Krieges: Attischer Seebund mit Athen und Peloponnesischen Bund mit Sparta, der von 431 bis 404 v. Chr. ging. Euer Charakter wuchs auf einer Insel im Westen der Karte vom griechischen Festland auf und verdient sich seinen Lebensunterhalt als Söldner. Immer mehr wird man dann in den Krieg und in aller Hand andere Dinge hinein gezogen. Das ganze spielt in der völlig offenen Spielwelt, die am Anfang noch nicht ganz offen ist, weil man noch kein Schiff hat und auf offener See werden kleinere Boote spontan zerfallen.
Wichtige Änderungen im Vergleich zum Vorgänger ist das Fähigkeiten-System, was jetzt viele belegbare Sonderfähigkeiten, wie Schockwelle, Anstürmen, Sparta-Tritt etc. umfasst. Pro Level gibt es einen Fähigkeitspunkt, oder wenn man bestimmte Relikte in Höhlen findet. Die kann man dann fröhlich verteilen, ein paar Limitierungen gibt es natürlich wie immer, so bauen einige Fähigkeiten auf anderen auf und die Gesamtstufe limitiert die aktiven Fähigkeiten in mehreren Stufen oder im maximal Level. Verskillen geht nicht so richtig, weil man gegen Drachmen jederzeit einen Reset durchführen kann.
- Der Skill-Tree
Zudem gibt es jetzt Dialog-Optionen, die euch kleinere und größere Entscheidungen ablangen, teilweise auch unter Zeitdruck. Sie entscheiden, wie der Dialog läuft, was man für Infos bekommt und wie amüsant die Dialoge werden. Die Entscheidungen haben kurzfristige oder langfristig bis sehr langfristige Konsequenzen. Hilft euch der Tod eines Gegners kurzfristig, kann er euch schon mal ein paar Missionen später die Sache deutlich schwerer oder vom Verlauf anders machen.
Weitere Anpassung betrifft das Levelsystem. Im Vorgänger blieben bestimmte Regionen in einem Levelbereich und so konnte man sich nach und nach weitere, schwerere Regionen erschließen. Das ist im Prinzip immer noch so, jede Region hat eine Levelempfehlung z.B. von 16 bis 20. Wenn ihr da mit Level 10 ankommt, habt ihr im Kampf gegen Tiere und Gegner keine Chance. Kommt ihr dagegen mit Level 30 dort an, werdet ihr sehen, dass das Level auf 30-30 angewachsen ist. D.h. wo manche Inseln erst mit einem höheren Level sinnvoll zu besichtigen sind, werden kleinere Inseln und Regionen mitgeschleift und auf euer Level gezerrt. Je nach Schwierigkeitsgrad sind die Gegner allerdings nicht gleich auf, sondern immer noch 1-2 Stufen drunter. Dadurch müsst ihr euch mit eurer Ausrüstung und Boni abheben.
Die Ausrüstung kann recht simpel belegt werden: 1. und 2. Nahkampfwaffe (Schwert, Sperr, Axt etc.) und Bogen, Helm (habe ich InGame ausgeblendet, weil die teilweise echt häßlich sind), Arm- und Beinschienen, Brustpanzer und Hüftschutz. Dazu kommt noch ein Pferd (nur Skins) sowie ein Schiff. In letzteres kann man viele Ressourcen reinstecken, um gegen stärkere Gegner auf hoher See zu bestehen. Mit den Resourcen: Drachmen, Olchos-Relikte (eher unwichtig), Leder, Erz, Holz, Steintafeln (für Schiffsausbau nötig), Edelsteine und Kristalle werden zudem die Waffen verbessert, da diese ebenfalls ein Level besitzen und man mit einer Level 20 Waffe als 25 Charakter einfach nicht mehr so viel Schaden macht. Nervig, man findet die Standardsachen (Abstufung: Gewöhnlich, Selten, Episch, Legendär) teilweise in gleicher Optik und Funktion in anderen Leveln und die machen dann natürlich andere Boni. Soll wohl im Rollenspiel-Genre üblich sein, na gut, hab ich mich dran gewöhnt. Die Ressourcen findet man mal mehr mal weniger einfach in der Natur, bei Tieren (auch Hühner geben Leder!), in Höhlen, beim Schmied (zu kaufen) oder in Schätzen oder bei Gegnern oder beim Verkauf oder Zerlegung von gefundener Ausrüstung (Legendäre Ausrüstung ist nicht zerleg- oder verkaufbar). Desto höher man das Equipment verbessern will und je höher die Güte ist, desto teurer wird der Spaß. Hat man vor mehrere Waffen mit zu leveln, kann das ganze schon sehr grindig werden. Ich habe mich daher auf eine Primäre Waffe beschränkt und nur Legendäre Ausrüstung gesammelt und aufgerüstet.
- Kassandra im Endgame und nach Story-Ende.
Zusätzlich kann man für kleines Entgeld Gravuren ergänzen lassen, die geben nochmal Zusatzboni und können beliebig auf die Ausrüstung verteilt werden. Der InGame-Shop (im Menü rechts oben) ist sehr dezent und außer einem Händler aus einem Anfangsgebiet, springt einem auch kein wirklicher Anreiz entgegen.
Der Schwierigkeitsgrad war echt okay, ich hab mich auf Schwer (Einfach, Normal, Schwer, noch einer) schon meistens anstregen müssen und bin auch recht oft draufgegangen. Aber es ist zum Glück endlich möglich, dass man wählen kann und muss nicht wie in den Teilen vor "Origins" mit einem Einheitsschwierigkeitsgrad auskommen, der viel zu einfach war.
Die Story fand ich echt in Ordnung, Familien-Drama, Verschwörung, Krieg, Freundschaft, Verrat, Mystische Wesen und Legenden, Rache und allerhand kurioses, es ist genug dabei und ich fand sie selten unglaubwürdig. Der Nicht-Antike-Anteil war angenehm kurz und immerhin ein wenig interessant, reißt einen aber immer noch gut raus, aber nur sehr selten. Die Hauptquests sind abwechslungsreich und spannend gemacht, da kommen immer wieder schönen Missionen und auch Schlacht bei rum. Die Nebenquest dagegen streuen teilweise recht stark. Den Quest-Aushang in den Städten kann man getrost vergessen, die Quests sind völlig langweilig von der Stange und dienen nur dem Materialien scheffeln, wirklich nötig hat man das eh nicht. Die besseren Nebenquests dagegen, sind echt interessant, kurios, witzig oder stimmen nachdenklich oder man legt sich mit legendären Tieren und Wesen an, kann sich in der Arena mit den besten Kämpfern klopfen. Da Ubisoft das nicht genug fand, jagt man noch einen Geheimen Kult und kann in der Söldner-Hackordnung aufsteigen, was einem Ausrüstung, Boni beim Schmied und Ausbau des Schiffs bringt. Besonders die Kostenersparnis lohnt sich doch sehr, weil das einem lästiges Holz oder Leder suchen erspart. Wer schon 1000x DEN Olivenbaum für Holz geerntet hat, wird wissen was ich meine.
Ein mMn völlig unnötiges System hat sich Ubisoft auch noch ausgedacht. Die Herrschaft der einzelnen Regionen ist entweder durch Sparta durch Athen. Jetzt kann man durch verschiedene Aktionen deren Herrschaft schwächen: Vorräter plündern/zerstören, Staatskasse klauen, Soldaten töten, Festungen erledigen, den Anführer schwächen und umbringen, dann erscheint in jeder Region ein Schlachtfeld mit zwei Feldlagern von Athen und von Sparta. Man kann sich entweder dem Angreifer (Schwerer --> größere Belohnung) oder dem Verteidiger anschließen und wird dann auf ein Schlacht gesetzt. Jetzt heißt es möglichst alle Elite-Einheiten/Offiziere, feindlichen Soldaten und Söldner töten und zwar fix, bis man gewonnen oder auch verloren hat. Als Belohnung gibt es EXP, Waffen/Ausrüstung und Drachmen. Was sehr spektakulär aussieht, spielt sich teilweise ganz schön haarig und ist besonders mit mangelhafter Ausrüstung zumindest auf Schwer nicht so einfach gewesen. Da hab ich anfangs auch mal neugeladen, ein paar Quests gemacht und die Schlacht nochmal probiert. Je nach Stabilität der Region lässt sich die Schlacht einfach oder schwer auslösen. Ob man auch Sparta oder Athen mit Story-relevanten Anführer in eine Schlacht stürzen kann, wage ich zu bezweifeln, probiert habe ich es nicht. Da einem die Story oft genug in die Schlacht wirft und man auf die Ausrüstung nicht unbedingt angewiesen ist, habe ich die Schlacht ab der Mitte einfach ignoriert. Besonders die See-Versionen sind großer Mist, ich bin eh kein Fan von diesen Speed-Boot-Schlachten, aber die Eroberungsschlachten zu See, haben wir noch 2mal schon keinen Spaß mehr gemacht.
Die Welt ist großartig und wunderschön. Sehr viele unterschiedliche Abschnitte gibt es zu entdecken und wer bei Gewitter mit dem Schiff über die Ägäis gefahren ist, während die Crew singt, weiß was ich meine. Allerdings muss man bei dem Spiel auch Gefallen an den Reisen finden, denn die Welt ist gigantisch, um nicht zu sagen: zu groß. Nomen est omen! Wenn man mit dem Schiff plötzlich Minutenlang übers Meer fährt und dazwischen noch von Piraten angegriffen wird, nervt es manchmal einfach nur noch. Die stark reduzierte Anzahl von Aussichtspunkten (die man AC-typisch sychronisieren darf/sollte), dienen zum Glück neben dem Schiff als Schnellreise-Ziel. Das Schiff kann man zudem in jeden Hafen rufen. Ich habe am Ende oft bei weiterer Seereise einen dem Ziel nahen Schnellreise-Spot gesucht und bin dann von dort geritten (gibt so eien Art-Semi-Auto-Pilot) oder dann das Schiff gerufen und hingefahren. Mit den auf der PS4 Pro sau langen Ladezeiten, ist das immer noch eine ordentliche Reise. Während ich in Spider-Man noch Spaßig durch Manhatten geschwungen bin, hat man hier bei den Distanzen bei Markierungen größer 1000 m Entfernung nicht immer bock, dafür ist es einfach zu groß und ich bin mal 900 m geschwommen, aus Mangel an einem Schiff und weil mein Bootchen verreckt ist.
Nach den 80 h hatte ich 2 Regionen so gut wie gar nicht und 2 kleinere Inseln überhaupt nicht betreten, eine gute Anzahl an Nebenquests nicht gemacht und am Ende dann Söldner-Rang 1 erlangt und alle drei Hauptstory-Stränge gelöst. Übrig sind auch noch viele Höhlen, nicht gelöste Lager, Festungen und Höfe geblieben. Ich denke, man kann sich ohne große Probleme noch weitere 40 Stunden austoben und sieht sich wohl an der Welt nicht satt.
Wer allerdings schon Gänsehaut bekommt, wenn er Ressourcen sammeln hört, um Ausrüstung zu pimpen, Lager und Festungen erobern schon immer gruselig fand und einfach keine Zeit für ein Monster hat, der laufe so schnell er kann. Denn dann ist diese Odyssee einfach nix für euch. Für alle Leute, die solche OpenWorld-Spiele einfach nicht mögen, gilt das natürlich sowieso.
Abgestürzt ist es mir dreimal. Die Speicherstände wurden nix beschädigt und es gibt sie zahlreich, Schnell speichern ist fast überall möglich.
Ich hatte trotz der Macken echt viel Spaß und werde es sicherlich nochmal spielen und dann einige Entscheidungen anders treffen und andere Orte öfter besuchen und erkunden.
Im Gegensatz zur Ubisoft-Formel aus Far Cry 4, kann das hier irgendwie bei mir voll zünden.
Wenn ich mir für den Nachfolger, und der kommt ganz ganz sicher, was wünschen dürfte, wäre es ein bisschen mehr zurück zu den Wurzeln und ein wenig weniger Ausrüstung bessern und die Welt auf ca. 60-70 % verkleinern. Das Gefühl von AC2 mit dem liebgewonnenen Florenz, wo man sich so richtig heimisch gefühlt hat, hat man seit Origins und hier sowieso, einfach nicht mehr.
9,5/10
Jetzt geht's wohl mit Hitman 2 weiter.