Ich habe mir vorgenommen, jetzt nach und nach alle Serien, die ich gesehen habe, mit einer kurzen persönlichen Einschätzung zu posten. Ich fange mal mit denen an, die ich komplett durchhabe und nicht mehr laufen.
Erst einmal gibt es den Bereich Comedy/ Dramedy:
Arrested Development
Laufzeit: 2003-2006, 53 Episoden in 3 Staffeln
Länge: 21 Minuten
Network: Fox
Um zusammenfassen, worum es in dieser Emmy-prämierten Serie eigentlich geht, zitiere ich mal den Sprecher im Vorspann: Arrested Development dreht sich um eine „wohlhabende Familie, die alles verloren hat, und über einen Sohn, der keine andere Wahl hat, als sie alle zusammenzuhalten.“ Um die ganze Bandbreite einzufangen, müsste ich Seiten schreiben, die Familienmitglieder sind einzigartig, gemeinsam haben sie wohl nur ihr ausgeprägtes, egozentrisches Weltbild. Michael Bluth (Jason Bateman) scheint als einziger halbwegs bei Verstand, unterstützt von seinem Sohn George Michael (!) Bluth (Michael Cera). Ansonsten stehen die restlichen Angehörigen der Bluth-Sippe vor allem für Chaos in Reinform, bleiben dabei dennoch auf irgendeine abstruse Weise noch sympathisch.
Absurd, einfallsreich und einfach lustig. Arrested Develoment zeigte schon Anfang des Jahrtausends einige Anleihen des heute immer beliebter werdenden Mockumentary-Stils und kann mit inzwischen äußerst bekannten Schauspielern (Jason Bateman, Michael Cera), sowie einzigartigen Witz und Stil aufwarten. Einer der zwei Produzenten ist Ron Howard, der bei Hollywood-Superlativen wie Apollo 13 und A Beautiful Mind Regie geführt hat, Howard spricht im übrigen im Original auch selbst die Off-Stimme.
Jedem, der das etwas andere Erlebnis neben den unzähligen Laugh-Track-Sitcoms sucht, dem sei diese Comedy-Sternstunde der letzten Dekade wärmstens ans Herz gelegt.
Und so wie es aussieht, kommt dieses Jahr im Frühling wohl sogar noch eine 4. Staffel!
Chuck
Laufzeit: 2007-2012, 91 Episoden in 5 Staffeln
Länge: 42 Minuten
Network: NBC
Charles „Chuck“ Bartowski (Zachary Levi) ist ein ziemlich intelligenter Mittzwanziger, der aber unter seinen Möglichkeiten lebt. Zwar hat er an der Stanford University studiert, wurde dort aber wegen mutmaßlichen Betruges rausgeschmissen. Jetzt wohnt er im Haus seiner Schwester und fristet sein Arbeitsleben in der Nerd-Herd Abteilung des „Buy More“ [analog zum realen Geeksquad der amerikanischen Kette BestBuy]. Schlagartig ändert sich das, als er eine Email seines ehemaligen College-Mitbewohners bekommt, der inzwischen für die CIA arbeitet...
Das klingt jetzt erst einmal nicht nach sonderlich viel Spaß, aber der Cast ist sympathisch, der Humor hat seine Momente, die Action ist erstaunlich gut und es gibt eine Rahmen-Story, die bei der Stange hält. Ich wurde über die 91 Episoden gut unterhalten, „Chuck“ nimmt sich selbst und das Agenten-Genre nicht sonderlich ernst, kann aber durchaus auch mit spannenden Folgen punkten.
Ach und für die Nerd-Herder unter uns: Miranda aus Mass Effect spielt eine der Hauptrollen
Dead Like Me
Laufzeit: 2003-2004, 29 Episoden in 2 Staffeln
Länge: 47 Minuten
Network: Showtime
Die 18-Jährige Georgia „George“ Lass (Ellen Muth) weiß nichts so richtig mit ihrem Leben anzufangen, was aber nicht weiter schlimm ist, weil das Schicksal in Form eines Toilettensitzes zuschlägt. Genauer gesagt, ist es ein auf die Erde herunterschnellender Toilettensitz einer Weltraumstation, der George trifft und ihr junges Leben beendet. Aber statt ins seelige Jenseits einzutreten, bekommt sie eine neue, äußerst schlecht bezahlte Anstellung: Sie muss die Aufgabe einer Seelensammlerin übernehmen. Seelensammler sind dafür zuständig, die Seelen der Menschen aus den Körpern zu holen, kurz bevor der Zeitpunkt des Todes eintritt, schließlich will man die Ewigkeit nach dem Tod nicht verunstaltet verbringen. Natürlich ist George nicht die Einzige mit diesem Job, sondern bekommt ihre Aufträge gemeinsam mit einer munter zusammengesetzten Gruppe anderer Seelensammler von Rube (großartig: Mandy Patinkin), der so etwas wie einen Abteilungsleiter darstellt.
Dead Like Me zeichnet sich durch einen (im positiven Sinne) eigenwilligem schwarzen Humor aus. Anders könnte man so eine Serie aber auch gar nicht gestalten, schließlich dreht sie sich hauptsächlich um Todesfälle. So bietet Dead Like Me aber eine sehr interessante Konstellation und wirkt äußerst frisch; schade dass es nur zu zwei Staffeln gereicht hat. 2009 wurde noch ein Film (Dead Like Me: Life After Death) nachgeschoben, den ich aber eher schwach fand und meiner Meinung nach nicht mit der Serie mithalten kann.
Entourage
Laufzeit: 2004-2011, 96 Episoden in 8 Staffeln
Länge: 28 Minuten
Network: HBO
Der Mittelpunkt einer meiner Lieblingsserien ist die gute, alte Traumfabrik. Der aus New York stammende Vincent Chase (Adrien Grenier) ist gerade auf dem Weg, sich in Hollywood einen Namen zu machen. Wie der Titel schon andeutet, muss er den Weg zum Star aber nicht allein gehen, sondern hat seine 'Entourage' an seiner Seite. Da wären sein älterer Bruder Johnny „Drama“ Chase (Kevin Dillon), sein bester Freund Eric „E“ Murphy (Kevin Conolly) und Turtle (Jerry Ferrara). Komplettiert wird die Hauptdarstellerriege durch Vinnies cholerischen Agenten Ari Gold (Jeremy Piven).
Entourage zeichnet Hollywood in all seinen Facetten: Gastauftritte echter Stars, größtenteils nachvollziehbare Storystränge und ein wenig Drama sorgen dafür, dass man die Geschichte von Vincent Chase und seinem Anhang ohne Weiteres abkauft. Kevin Dillon und Jeremy Piven stechen aus dem Cast heraus und somit beschenkt Entourage die Serienwelt gleich mit zwei famosen Charakteren. Aber auch abseits von Johnny Drama und Ari Gold wird den Charakteren viel Aufmerksamkeit geschenkt, dem Reiz der Eindimensionalität wird an keiner Stelle verfallen.
Letztendlich ist es aber vor allem die ganz besondere Atmosphäre, dieser Hollywood-Vibe, der permanent mitschwingt, weshalb Entourage mich auch beim 3. Mal Durchschauen so fasziniert hat. Als HBO-Produktion ist natürlich auch für Sex, Drugs und ordentlich Rock'n'Roll gesorgt. Zudem schafft es die Serie sich permanent zu steigern, zu Beginn noch etwas Gemächlich, werden später ganz große Serien-Momente präsentiert. Sicherlich nicht Jedermanns Geschmack, aber wer mit Dramedys etwas anfangen kann, sollte zumindest einmal reinschauen.
My Name is Earl
Laufzeit: 2005-2009, 96 Episoden in 4 Staffeln
Länge: 21 Minuten
Network: NBC
Der Kleinkriminelle Earl Hickey (Jason Lee) erfährt vom Karma und krempelt sein Leben um. Großartig besetzte Comedy-Serie (Jason Lee & Ethan Suplee in den Hauptrollen), die es mit ihren klasse Charakteren und wahnwitzigen Situationen in jeder einzelnen Folge geschafft hat, mich bestens zu unterhalten. Dabei lebt My Name is Earl vom eigenen, raffinierten Grundkonzept: Earl hat eine Liste seiner Missetaten erstellt und versucht in jeder Folge, einen Punkt dieser Liste wieder gut zu machen; die Episoden sind somit sehr abwechslungsreich. Die offensichtliche Moralkeule wird glücklicherweise ausgelassen, stattdessen führt die Serie mit beschwingtem Humor der verschiedensten Art durch die 4 Staffeln.
Die 3. Staffel ist ein wenig schwächer, aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Die 96 Episoden habe ich inzwischen auch schon mehrmals geschaut und weitere Durchgänge werden ziemlich sicher auch folgen. Klasse Serie!
Pushing Daisies
Laufzeit: 2007-2008, 22 Episoden in 2 Staffeln
Länge: 41 Minuten
Network: ABC
Pushing Daisies ist eine märchenhafte Erzählung, die leider viel zu zeitig abgesetzt wurde. Im Mittelpunkt steht der Konditor Ned (Lee Pace), der mit einer Fingerberührung tote Dinge wieder zum Leben erwecken kann. Das nutzt er, um mit dem Detektiv Emerson (Chi McBride) Mordfälle aufzulösen. Natürlich aber kein Märchen ohne holde Weiblichkeit: Neds Jugendliebe „Chuck“ (Anna Friel) wird ermordet. Ned erweckt sie natürlich wieder zum Leben, allerdings hat seine Gabe einen Haken: Wenn er Menschen, die er wiedererweckt hat, noch einmal berührt, stirbt die Person endgültig.
Selten habe ich eine so fröhliche Serie gesehen, vor allem mit dem Hintergrund, dass es ja ständig um den Tod geht. Aber Pushing Daisies schafft es dieses Paradoxon auf sehr sympathische Weise umzusetzen, dass man sich beim Schauen einfach gut fühlt.
Reaper
Laufzeit: 2007-2009, 31 Episoden in 2 Staffeln
Länge: 42 Minuten
Network: ABC/ The CW
Der 21. Geburtstag mag vor allem in den USA etwas Besonderes zu sein, schließlich darf man sich dann auch endlich mal ein Bierchen gönnen. Für Sam Oliver (Bret Harrison) bedeutet die Volljährigkeit aber mehr als das: Er erfährt, dass seine Eltern vor seiner Geburt einen Pakt mit dem Teufel (Ray Wise) geschlossen haben und Sam nun dazuverpflichtet ist, aus der Hölle geflohene Seelen einzufangen.
Reaper war nicht sehr langlebig und ich würde es auch nicht zu den überragenden Vertretern zählen, aber die Serie hat definitiv Unterhaltungswert. Der unverfängliche Cast (u.a. mit Tyler Labine (Tucker & Dale vs. Evil)) und das Monster of the Week-Konzept machen Spaß und immerhin wurde Reaper ein Story-Abschluss spendiert.
Scrubs
Laufzeit: 2001-2010, 182 Episoden in 9 Staffeln
Länge: 22 Minuten
Network: NBC
Ich denke, jeder der schon einmal den Fernseher eingeschalten hat, wird grob wissen, worum es bei Scrubs geht. Wenn man die schwache 8. Staffel und die schlechte 9. Staffel (die ich nicht wirklich zur Serie zähle), einmal ausnimmt, ist Scrubs eine Dramedy der obersten Güte und hat mich quasi in die Serienwelt eingeführt. Klassischer Sitcom-Humor, absurde Gedankenspiele, aber auch Metaebenen und komödiantische Anspielungen in alle Richtungen bilden die außergewöhnliche Bandbreite, zusätzlich gibt es noch ergreifende Drama-Momente, ohne, dass es übertrieben sülzig wird. Mehr Worte braucht es eigentlich nicht, kennt ja inzwischen eh jeder.
Seinfeld
Laufzeit: 1989-1998, 180 Episoden in 9 Staffeln
Länge: 23 Minuten
Network: NBC
Die Grande Damme aller Sitcoms. Erinnerungswürdige Charaktere, verrückteste Situationen und wahnwitzige Dialoge, Seinfeld bietet alles, was das Sitcom-Herz begehrt und mündet in einem grandiosen Finale. Selbst die Lachkonserven haben mich überhaupt nicht gestört und ich war wirklich überrascht, wie gut mir die 20 Jahre alte Serie gefallen hat. So gut, dass ich sie in den letzten anderthalb Jahren die 180 Episoden gleich 3 Mal durchgeschaut habe.
The Inbetweeners
Laufzeit: 2008-2010, 18 Episoden in 3 Staffeln
Länge: 21 Minuten
Network: E4 (UK)
Eine englische Serie, bei der vier Teenager versuchen erwachsen zu werden und dabei nicht die größten Versager der Schule zu sein. Klingt banal, aber durch die britische Ader hebt es sich von 0815-High-School-Comedys ab. Lustige Darsteller, Kurzweiligkeit und der eigene Stil machen die (kurze) Serie durchaus sehenswert. Interessant ist auch, dass nicht wie sonst entweder die unbeliebteste oder beliebteste Gruppe Schüler m Mittelpunkt steht, sondern eben Normalos. Langweilig wird es aber nie und es sind auch ein paar wirklich nette Lacher dabei.
King of Queens
Laufzeit: 1998 – 2007, 2007 Episoden in 9 Staffeln
Länge: 22 Minuten
Network: CBS
Wie Scrubs eine meiner ersten Serien-Erfahrung und ich kann mir die klassische Pärchen-Sitcom immer noch anschauen. Dafür sorgt vor allem das Kevin James, Leah Remini und Jerry Stiller – Gespann. Auch das Skript kann sich sehen lassen, meistens bestehen die Folgen zwar nur aus Alltagsproblemchen, aber die sind fast immer spaßig umgesetzt und abwechslungsreich.
Puuuuh, das war irgendwie mehr Arbeit als gedacht