Irgendwie ist es - anders als bei Spielen - noch nicht verinnerlicht, dass ich nach einem beendeten Buch hier poste
Daher kommen heute drei Bücher zusammen
Die ersten beiden fasse ich zusammen, weil sie sehr ähnlich sind und beide vom gleichen Autor:
Markus Barth - Mettwurst ist kein Smoothie und
Der Genitiv ist dem Streber sein Sex. Beides ist sicher keine anstrengende Lektüre, aber eine Art von Buch, wie ich sie sehr gerne lese: Eine Sammlung von humoristischen Kurzgeschichten, nicht unähnlich wie die Bücher von Horst Evers, Wladimir Kaminer und Marc-Uwe Kling (auch wenn die letzten, natürlich einen entschieden höheren "Fantasie"-Anteil haben
) Barths Kurzgeschichten erzählen von dem Leben eines schwulen Franken, der nach Köln in die Großstadt gezogen ist. Dabei variiert die Qualität der Geschichten zwischen eher lau bis hin zu verdammt lustig. Alles in allem sind die Bücher schnell durchgelesen gewesen und ich hatte eine ziemlich gute Zeit damit, mehr hatte ich mir nicht davon erhofft also alles wunderbar
Das dritte Buch war - mal wieder - von meinem derzeitigen Lieblingsautor:
Salman Rushdie - Shalimar der Narr.
Was für ein Klotz dieses Buch ist. Ließt man die Beschreibung des Klappentextes hat man noch keine Ahnung, auf was für ein Werk man sich tatsächlich einlässt. Ein Ex-US-Botschafter von Indien namens Max Ophuls wird in den USA von seinem muslimischen Fahrer getötet, der Grund für diese Tat liegt in der Vergangenheit und in Kaschmir wo sich die Tänzerin Boonyi in den Hochseilartisten Shalimar verliebt. Als Max dann jedoch dorthin kommt, hat Boonyi nur noch Augen für ihn. Soweit die Kurzzusammenfassung des Klappentexts. Klingt soweit so Standard. Wer sich aber auf die Geschichte einlässt wird feststellen, dass unglaublich viel mehr dahinter steckt als man erwartet hat, vielleicht sogar mehr als man wollte. Die Geschichte führt von der Resistance-Bewegung Frankreichs im zweiten Weltkrieg über die turbulente Geschichte Kaschmirs zwischen 1930 und 2000 bis hin zu der Geschichte der USA in den Jahren nach 2000, inklusive der Zerstörung der Zwillingstürme. All das wird wahrheitsnah berichtet und in diese historischen Geschichten flechtet Rushdie seine eigenen Charaktere hinein, glaubwürdig genug, dass es nicht auffällt und tragisch genug, dass es einen um so mehr an den historischen Geschehnissen teilhaben lässt. Hier zeigt Rushdie erneut seine größte Stärke, nämlich die, Charaktere zu erschaffen, die ebenso grotesk wie glaubwürdig sind. Jeder Charakter ist interessant, es gibt nicht "den Guten" oder "den Bösen". Jeder ist fehlerhaft auf seine oder ihre eigene Art und Weise und stets werden die Schwächen der Charaktere ebenso aufgezeigt wie ihre Stärken. Es gibt nicht den funkelnden Ritter, der auf dem hohen Ross dahergeritten kommt, sondern in Rushdies Welt sieht ein Ritter aus, wie ein einfacher Koch, der sich Töpfe und Pfannen als Rüstung um den Körper gehängt hat, und einen hetzerischen Mullah aus der Stadt vertreibt.
Dabei bleibt aber Rushdies blumiger, märchenhafter Schreibstil nicht auf der Strecke, immer wieder kommen Erinnerungen an 1001 Nacht hervor, immer wieder wirkt Rushdies mystische Art, die aber regelmäßig durch derbe Szenen durchbrochen wird. Es gibt sogar einige Momente, in denen er diesen Stil komplett fallen lässt und sich darauf beschränkt immer weiter, immer schlimmer werdende Fakten aufzuzählen, fast nüchtern, was mich tatsächlich zum Schlucken gebracht hat.
Alles in allem ist Shalimar der Narr nicht mein Lieblingsbuch von Rushdie, diesen Posten halten nach wie vor die Satanischen Verse, aber es ist ein großartiges Buch, bei dem ich viel gelernt hab zum einen und das mich bewegt und ein Stück weit verstört zurückließ. Auf jeden Fall wird es mir noch Stoff zum Nachdenken für die nächsten Tage geben. Es ist ein mutiges, ehrliches Buch, das ich durchaus empfehlen kann, sofern man sich mit Rushdies Schreibstil anfreunden kann. Um das festzustellen sollte man aber vielleicht vorher mal in eines seiner Werke hineinlesen