Bei mir lief gerade der Abspann von
Evil West über den Bildschirm.
Und damit habe ich das erste Spiel des Jahres für mich beendet. Evil West ist ein Shooter-Brawler im Weird West Setting, das heißt ihr spielt im Wilden Westen mit übernatürlichen Anleihen. Euer Charakter ist Jesse Rentier, der Sohn von William Rentier, der in den USA ein Institut eingerichtet hat dessen Aufgabe die Bekämpfung von Vampiren und anderem übernatürlichem Gedöns ist. Das Setting ist fantastisch und war einer der Hauptgründe für mich warum ich überhaupt begeistert für das Spiel war, als ich erste Trailer gesehen hatte. Dass diese Trailer auch noch wunderbar over-the-top waren hat sein übriges getan und ich hatte richtig Lust auf den Titel. Das Weird West Setting hat in den letzten Jahren einiges an zulaufen bekommen, Hunt: Showdown, Hard West (und Hard West 2) und Weird West und nun natürlich auch noch Evil West doch tatsächlich ist Evil West das beste Singleplayer Spiel in diesem Bereich und es hat mir viel Freude bereitet.
Die Story des Spiels ist recht simpel und es ist klar, das hier ganz sicher kein riesiges Augenmerk darauf gelegt wurde. Es gibt Vampire im Wilden Westen, ihr seid Mitglied des Rentier-Instituts, das sich der Bekämpfung der Vampire verschrieben hat. Und während die Vampire versuchen selbst mächtiger zu werden, forscht die Menschheit daran, Elektrizität zu nutzen um effektiver gegen die Vampire vorgehen zu können. Es gibt ein paar Wendungen und eine Reihe von Charakteren denen ihr während des Spiels begegnet, doch die Wendungen sind nicht furchtbar überraschend und die Charaktere sind zwar sympathisch aber auch vollkommen Klischee beladen. Das trifft natürlich auch auf Jesse Rentier zu, den Charakter den ihr spielt, ein nicht allzu heller Draufgänger, der häufig einen kurzen Einzeiler auf den Lippen hat und äußerst erfolgreich im Kampf gegen die Vampire ist, gleich doppelt dank seines zunehmend umfassendem Arsenal an Tötungsmaschinen. Zu Beginn startet ihr mit Revolver und Gewehr und - und das ist sehr sehr wichtig - einem überdimensionierten Schlagring, den ihr durchgehend an eurem Handgelenk tragt und mit dem ihr die Vampire vermöbelt. Evil West legt sehr großes Augenmerk auf den Nahkampf, in jedem einzelnen Kampf spielt Fernkampf zwar eine Rolle, doch fast immer ist der Nahkampf wichtiger. Später kommen dann Flammenwerfer, Armbrust, Gatling Gun und weitere lustige Geräte dazu. Außerdem könnt ihr jede Waffe die ihr erhaltet Upgraden um sie noch deutlich tödlicher zu machen und ihr könnt auch eure eigenen Fähigkeiten upgraden und auch hier den Kampf noch immer weiter erweitern. Zwischenzeitlich war ich fast schon überwältigt von der Menge an Möglichkeiten im Kampf, doch nach und nach lernt man viel dazu und die Kämpfe machen richtig Spaß.
Das Spiel ist dabei strikt linear aufgebaut. Manchmal habt ihr minimale Erkundungsfreiheit doch meistens ist komplett vorgegeben wohin ihr zu gehen habt. Es gibt klar markierte Punkte an denen ihr klettern oder über Hindernisse hinwegspringen könnt aber das war es dann auch. Die Kämpfe finden immer in Arenen statt, und es ist vollkommen klar, dass jetzt gleich ein Kampf auf euch zukommen wird. Häufig sind die Gegner auch bereits reingespawnt und warten nur darauf dass ihr über das Hindernis in ihre Arena springt und den Kampf startet. Dann wird gekämpft, eventuell spawnt noch eine zweite oder dritte Welle an Gegnern und wenn ihr alle Gegner getötet habt, ist der Kampf zu Ende und ihr bewegt euch weiter. Euer Leben wird komplett aufgefüllt und es kommt dann später der nächste Kampf in einer neuen Arena. Das ist sicherlich alles andere als innovativ, aber es hat mich nicht gestört. Es gibt trotzdem Grund immer wieder alles abzusuchen, denn in den Leveln gibt es viel Geld versteckt, mit dem ihr eure Waffen upgraden könnt und es gibt auch Kisten, die euch geheime Upgrades freischalten. Tatsächlich habe ich gründlich gesucht und doch fehlten mir ein paar Upgrades zum Ende des Spiels, die ich einfach nicht gefunden hatte.
All das wird grafisch und vom Sound her recht vernünftig präsentiert. Ja die Grafik ist nicht umwerfend für die heutige Zeit, aber sie kommt nicht in den Weg und ich hatte nie das Gefühl, dass das Spiel schlecht aussieht. Die Animationen von Jesse wirken manchmal etwas klobig, aber auch das hat mir die Freude nicht verdorben. Die englischen Sprecher sind sicher auch nicht absolut überragend, aber sie machen einen guten Job und sie haben mir geholfen die Charaktere - so klischeehaft sie auch sein mögen - irgendwie ins Herz zu schließen. Mehr war für Evil West nicht nötig. Ich hatte drei kleinere Bugs, einmal war ich an einer Ecke hängen geblieben und konnte nicht mehr weg und musste entsprechend einmal neuladen und ab und an werden Gegner an Orte geschoben im Kampf von denen man sie dann nicht mehr gut wegbekommen. Aber töten konnte man sie noch, von daher kein problem. Schlussendlich haben manche Waffen manchmal einfach nicht mehr dahin geschossen wo das Fadenkreuz ist. Da war ein Neustart nötig, aber das war nur zwei mal das es mir aufgefallen ist von daher verschmerzbar.
Alles in allem ist Evil West ein klassischer AA Titel, der 2005 bis 2010 rauskommen hätte können und es hätte niemanden gewundert. Aber heute ist diese Art von Spiel weitgehend ausgestorben was sehr sehr schade ist. Evil West ist dumm, laut, brutal und einfach. Aber es macht schlicht und ergreifend Spaß. Es ist ein Spiel, das ich in ca. 15 Stunden durchgespielt habe und bei dem ich die Zeit sehr genossen hatte. Ein Spiel das sich einfach gut und lustig spielt, das weiß wo es gut ist und das auskostet. Flying Wild Hog haben hier ein Spiel rausgebracht, das perfekt für mich gepasst hat und das freut mich sehr

Wen das also anspricht, der sollte auf Evil West einen genaueren Blick werfen, für mich hat es sich auf jeden Fall gelohnt.